Wie schnell ist etwas vergessen. Wie oft schreibe ich mir einen Zettel. Die to-do‘s sammeln sich auf dem Schreibtisch. In meinem Vater erlebe ich das andere Vergessen: Demenz verändert das Leben und das Miteinander. Sein Kurzzeitgedächtnis ist wie ein Sieb, wie er es selbst sagt; ich bewundere ihn für seine Langmut darin, denn er bekommt es immer noch mit.
Erinnert euch, was er euch gesagt hat … (Lk 24,6b) – das ist Teil der Osterbotschaft in diesem Jahr, in der Osternacht werden wir es hören. Den Frauen am Grab wird dies gesagt und sie erinnern sich und werden zu österlichen Botinnen der Hoffnung (auch wenn die Freunde Jesu ihnen erst nicht glauben …?!).
Erinnert euch, was er euch gesagt hat … (Lk 24,6b) – ein kleiner Satz mit großer Bedeutung, denn darum geht es in unserem Glauben: Stets neu zu erinnern, was Jesus uns gesagt hat, worum es ihm (eigentlich) geht; das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren, zu unterscheiden, was sein Anliegen ist – was Menschenwunsch, was Machtanspruch, was Eigeninteresse, was Eitelkeit. Erinnern, was die Stichworte seiner Botschaft sind: Teilen und Solidarität, Annahme und Respekt, Menschenwert und -würde, gelebter Glaube und erfahrene Liebe, Hoffnung und Weitsicht, Frieden und Gewaltlosigkeit, Hingabe und Demut.
Erinnert euch, was er euch gesagt hat … (Lk 24,6b) – er redet von Frieden und Versöhnung, auch hier und heute, in Deutschland, in der Ukraine, in Syrien, dem Jemen oder in Mali, in Russland, den USA und der Kirche. Erinnert euch und lasst euch Mut machen und Hoffnung – das ist der Weg Jesu durch Leiden und Sterben zum neuen, österlichen Leben. Erinnert euch, was er euch gesagt hat … (Lk 24,6b) – und feiert Ostern als sein Fest und seine Zusage: Und auch ihr werdet leben (Joh 14,19).
Gesegnete, friedliche und ermutigende Ostern miteinander.
Ignatius Löckemann, Diözesanseelsorger Mainz