Mainz. Im nächsten Jahr wird es 50 Jahre her sein, dass Michael Ende´s Buch „Momo“ erschienen ist, das den Untertitel trägt: „Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“. Hierin heißt es in einem Abschnitt:
„Dieses Geheimnis ist die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.‘“
Vielleicht haben wir angesichts der hinter uns liegenden Corona-Jahre auch dieses Gefühl, zumindest in mancher Hin-Sicht, dass es eine „gestohlene Zeit“ war, als vieles nicht oder nicht so möglich war, wie wir es gerne gelebt hätten. Stattdessen mussten wir die Erfahrung machen, dass wir in vielem fremdbestimmt waren, weil andere bestimmt haben, was wir zu tun und zu lassen haben – in einer einschneidenden Weise, wie wir es noch nie zuvor und so global erlebt hatten…
Hier war sicherlich die Erfahrung der Solidarität und des „Umeinander-Wissens“/“Füreinander-Sorgens“, ob privat oder als Malteser miteinander, ein ganz wesentlicher Faktor, der uns geholfen hat, auch mit den schwierigen Situationen umzugehen…
Die Zeit des Advents lädt uns ein, im hektischen Treiben des Alltags mit all seinen „Heraus-Forderungen“ immer wieder Momente, „Augen-Blicke“ des Innehaltens zu finden, wenigstens für einen Moment alles - scheinbar so unbedingt - Wichtige und Unverzichtbare „außen vor“ zu lassen und „bei sich selbst einzukehren“, sich bewusst (für-)wahr-zunehmen, um dann wieder „gestärkt“ weiterzugehen…
Gerade auch als Malteser dürfen wir uns – in all unserem Sein und Tun - vor Augen halten, dass es einen gibt, dem so viel an uns Menschen gelegen ist, dass er selbst „einer von uns“, Mensch, geworden ist: als Kind in unsere Welt gekommen, um uns zu zeigen, wie sehr Gott uns Menschen liebt, jede und jeden Einzelnen! Das ist die ebenso unbegreifliche wie großartige Botschaft, die wir an Weihnachten feiern.
Bei Michael Ende´s Geschichte ist es auch ein Kind, das die Menschen zum Nachdenken bringt und ihnen zeigt, worauf es wirklich ankommt – einen wesentlichen Teil davon leben wir in unserem Engagement als Malteser im Dienst am Nächsten!
„Nimm Dir Zeit zum Träumen, das ist der Weg zu den Sternen.
Nimm Dir Zeit zum Nachdenken, das die ist die Quelle der Klarheit.
Nimm Dir Zeit zum Lachen, das ist die Musik der Seele.
Nimm Dir Zeit zum Leben, Zeit ist der Reichtum des Lebens.
Nimm Dir Zeit zum Freundlichsein, das ist das Tor zum Glück.“
In diesem Sinne wünsche ich Dir/Euch, Euren Familien und Zugehörigen eine frohmachende, „licht-volle Weih-Nacht(s-Zeit)“, die das eigene Herz erfüllen und zuversichtlich stimmen möge und uns alle auch im kommenden Jahr 2023 in allen unseren Begegnungen und Beziehungen stärkt und (weiter-) trägt!
Euer Stadtseelsorger Norbert Nichell