Deutsche rechnen mit mehr Armut und Einsamkeit 

Bei der Bewältigung von Armut und Einsamkeit wird dem Ehrenamt eine besondere Bedeutung beigemessen, beispielsweise im Besuchs- und Begleitungsdienst. Foto: Malteser
Bei der Bewältigung von Armut und Einsamkeit wird dem Ehrenamt eine besondere Bedeutung beigemessen, beispielsweise im Besuchs- und Begleitungsdienst. Foto: Malteser

Armut wird bei uns noch weiter steigen, davon sind 86 Prozent der Menschen in Deutschland überzeugt. 75 Prozent gehen davon aus, dass sich die Menschen einsamer fühlen werden. Das ist das Ergebnis des vierten Malteser Ehrenamtsmonitors auf Grundlage einer repräsentativen YouGov-Umfrage. Den Grund für zunehmende Armut sehen die Befragten vor allem im Anstieg der Lebenshaltungs- und Energiekosten sowie der wachsenden Zahl der am Existenzminimum lebenden Menschen. Die Zunahme der Einsamkeit steht damit im Zusammenhang. Die Zunahme der Einsamkeit steht damit im Zusammenhang. Sie ist mit dem Rückzug aus der Gesellschaft sowie der steigenden sozialen Verunsicherung begründet. 

Die Ergebnisse des Ehrenamtsmonitors decken sich mit den Erfahrungen der Malteser aus der langjährigen Begleitung von Menschen, die von sozialer Isolation und Einsamkeit betroffen sind. „Die Menschen werden immer älter, und wir stellen fest, dass es nicht mehr die klassische Großfamilie gibt, die füreinander sorgt. Dazu kommt, dass Menschen in zunehmendem Alter weniger mobil werden und deswegen von sich aus nicht mehr so aktiv am Leben teilnehmen“, erklärt Sabrina Odijk, Abteilungsleiterin des Sozialen Ehrenamts bei den Maltesern.

Einsamkeit – noch immer ein Tabuthema
Laut der Umfrage wird Einsamkeit in der Gesellschaft vor allem bei älteren Menschen verortet. Drei Viertel der Befragten glauben, dass Menschen über 65 Jahre stärker von Einsamkeit betroffen sind als vor der Pandemie. Nach Einschätzung der Befragten sinkt das Einsamkeitsrisiko je jünger die Menschen sind. Ein Drittel der Befragten gibt zudem an, dass sie sich persönlich heute einsamer fühlen als vor der Corona-Pandemie. Für knapp über die Hälfte der Menschen in Deutschland hat sich das Gefühl von Einsamkeit nicht verändert. Die Wahrnehmung der Befragten stimmt mit der gesellschaftlichen Realität überein. Einsamkeit stellt ein zunehmendes soziales Problem dar, das sich in den letzten Jahren verschärft hat und in weiten Teilen der Bevölkerung, also auch bei jungen Menschen, angesiedelt ist. Trotz der wachsenden Bedeutung scheint das Thema Einsamkeit in der Gesellschaft noch immer ein Tabuthema zu sein. Bei 60 Prozent der Befragten wird das Thema im direkten Umfeld nicht offen angesprochen. 

Die Malteser sind Teil des deutschlandweiten Kompetenznetzwerks Einsamkeit, innerhalb dessen sie gemeinsam mit anderen Organisationen der Einsamkeit durch Vernetzung, Prävention und Enttabuisierung entgegentreten. Auf diesem Gebiet muss trotzdem dringend deutlich mehr getan werden. „Wir Malteser engagieren uns auf ganz vielfältige Art und Weise und wollen der Einsamkeit entgegenwirken. Mit unseren vielen Ehrenamtlichen bieten wir Gemeinschaftserlebnisse, schaffen Mobilitätsangebote und begleiten einsame Menschen ganz individuell“, ergänzt Odijk.

Angst vor finanziellen Schwierigkeiten, weniger Geld für Weihnachtsgeschenke
Darüber hinaus zeichnet sich ein weiterer Trend ab: Die Mehrheit der Befragten hat in Folge der aktuellen wirtschaftlichen Krise Angst, in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.
60 Prozent der Befragten äußern angesichts der steigenden Preise die Sorge, dass das Geld nicht reichen könnte. Knapp die Hälfte der Menschen hat Angst vor Versorgungsengpässen. Und 61 Prozent der Befragten erwarten persönliche Einschränkungen im sozialen Bereich. So ist es nicht verwunderlich, dass auch das nahende Weihnachtsfest betroffen ist. Mehr als jeder Dritte Deutsche plant an den Feiertagen weniger Besuche bei Freunden und der Familie als in den Vorjahren. Und sogar mehr als die Hälfte aller Befragten will weniger Geld für Geschenke ausgeben.

Ehrenamtliches Engagement müsste steigen – eigentlich
Nicht verwunderlich also, dass bei der Bewältigung von Armut und Einsamkeit dem Ehrenamt eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Eine Einsicht, allerdings ohne sichtbaren Effekt. Knapp zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, dass ehrenamtliches Engagement für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtiger geworden ist. Die Bereitschaft sich selbst ehrenamtlich zu engagieren, ist bei 19 Prozent eher oder sogar stark gestiegen. Bei der großen Mehrheit (60 Prozent) bleibt die Bereitschaft zum persönlichen Engagement unverändert.

*Für die repräsentative Umfrage von YouGov wurden im November 2022 über 2040 Menschen in Deutschland, bevölkerungsrepräsentativ nach Alter, Geschlecht und Region befragt.

Möchten Sie sich über ehrenamtliche Tätigkeit bei den Maltesern in Ihrer Region informatieren? Unter "Ansprechpartner" finden Sie auf dieser Website einen passenden Kontakt.
 


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